Priscillians Vermächtnis auf dem Sternenweg - Der Ruf des Sueve
538 Seiten, mit vielen Zeichnungen und Fotos (s/w), 5. aktualisierte Auflage 2024, auch als eBook
Auszug aus dem Kapitel "Epilog: Vom Aufwachen und Aufwachsen":
Epilog:
Vom Aufwachen und Aufwachsen
Als Priscillian einen inneren Ruf hörte, da machte er sich auf den Weg zum SELBST. Er nannte diesen Weg in der Sprache seiner Zeit den Weg zu Gott: „Der Weg zu Gott ist frei und steht allen offen.“ Die Phasen des Weges sind heute aus mystischen Traditionen und Meditationserfahrungen gut bekannt. Auf den inneren Ruf folgt die grobstoffliche Reinigung, die subtile Erleuchtung, die kausale dunkle Nacht, das nonduale EINSSEIN und die Wiederhinwendung zur Welt, zum Alltag. Es ist der Prozess des Aufwachens.
Priscillian war sich darüber bewusst, dass sich Menschen in unterschiedlichen Stadien der Entwicklung befinden. Er wusste, dass die jeweilige Aufnahmebereitschaft und die Aufnahmefähigkeit der
Menschen unterschiedlich sind und auch die damit verbundenen Antwortmöglichkeiten auf den inneren Ruf. Priscillian beschrieb seine eigene persönliche Entwicklung, wie er über das pagane
magisch-animistische Stadium hinaus zu weiteren Stufen des umfassenderen Verstehens und Wissens gelangte. Dies ist der Prozess des Aufwachsens.
Die Prozesse des Aufwachens und des Aufwachsens und ihre wechselseitige Bedingtheit werden wir nun etwas genauer beleuchten. Das wird eine erweiterte Sichtweise auf Priscillians Vermächtnis
ermöglichen. Aufwachen und Aufwachsen bestimmen auch, ob und in welcher Weise wir den Ruf der Erde hören und welche Antwort wir darauf geben. Beide Prozesse sind meines Erachtens heute von
entscheidender Bedeutung für die persönliche und gesellschaftliche Entwicklung und für das Überleben der Erdlinge unseres Planeten.
Schauen wir uns zunächst den Prozess des Aufwachsens an: Die Stadien, Stufen oder Phasen der Entwicklung sind heute aus der Entwicklungsforschung gut bekannt. Sie werden in theoretischen Modellen
unterschiedlich ausdifferenziert. Beispiele für grundlegende Modelle und deren wegbereitende Entwicklungsforscher sind Jean Piaget für die kognitive Entwicklung, Lawrence Kohlberg für die moralische
Entwicklung, Clare Graves für die Werte-Entwicklung, James Fowler für die spirituelle Entwicklung und Abraham Maslow für die Bedürfnis-Entwicklung.
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Nach dieser kurzen Betrachtung einiger Aspekte des Aufwachsens kommen wir nun zu dem Prozess des Aufwachens. Das war ein Spezialgebiet von Priscillian und seinen NachfolgerInnen. Die Phasen des individuellen und kollektiven Aufwachsens wurden erst in den letzten rund 100 Jahren entdeckt und erforscht. Der Prozess des Aufwachens hingegen war bereits Jahrtausende zuvor bekannt.
In priscillianischen Kreisen war das Aufwachen ein Weg zu Gott, ein mystischer Weg zu CHRISTUS. Das, was in priscillianischen Schriften als eine geistige Wiedergeburt beschrieben ist, die Erkenntnis
des CHRISTUS in uns und in allem und auch das, was in priscillianischen Texten als verschiedene Weisen der Erfahrung der Natur und der Schriften auf der körperlichen Ebene, der Ebene der Seele und
der Ebene des Geistes beschrieben ist, bezieht sich auf Erfahrensweisen in verschiedenen Bewusstseinszuständen, auf das Aufwachen – vom Wachbewusstsein zum wachen Traumbewusstsein zum wachen
Tiefschlafbewusstsein zum wachen nondualen Bewusstsein.
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Eine wichtige Erkenntnis der hier am Beispiel Priscillians in aller Kürze skizzierten Aspekte einer integralen Entwicklungsforschung ist, dass die lebensfördernden Kompetenzen aller Entwicklungsphasen genau jetzt benötigt werden, um mit den globalen Herausforderungen angemessen umgehen zu können. Was wir dringend brauchen ist ein höchstmögliches Verstehen und Wissen (Aufwachsen), verbunden mit einem tiefstmöglichen Bewusstsein des Aufwachens.
Die heute lebenden Menschen sind berufen aufzuwachen und aufzuwachsen, erwachsen zu werden für ein dienendes Miteinander. Dazu braucht es alle Menschen und alle Wesen in allen Dimensionen der physisch-grobstofflichen, subtilen und kausalen Reiche, die aus dem Nondualen der Fülle und Leere hervorgehen.
Jetzt ist Mut gefragt aufzustehen. Nichts weniger als ein Aufstand für das Leben ist jetzt angesagt. Es geht um den Übergang von einem Leben zerstörenden Entwicklungspfad zu einer Leben fördernden Entwicklung. Ungeahnte Möglichkeitsräume sind nun offen. Wer den Erdlingen dienen will, der sollte es jetzt tun. Die Zeit zum Handeln ist jetzt. Es ist niemals zu spät, die Lage nicht noch schlimmer zu machen!
Immer mehr Menschen werden in diesem Sinne aktiv. Handeln gebiert Hoffnung. Lichterfülltes bewusstes Handeln ist nun in allen Bereichen überlebenswichtig, in den inneren, äußeren, individuellen und kollektiven Bereichen, in allen Entwicklungsstadien des Aufwachsens und des Aufwachens. Viele Menschen bringen sich als Erd-Dienende ein, jeder und jede so, wie er und sie es vermag, mit ihren unterschiedlichen Herangehensweisen. Dabei sind alle lebensfördernden Erfahrungen aus allen Seinsweisen und allen Tiefengraden des Aufwachens wichtig. Aus der Ruhe kommend zu gewahren, zu bezeugen und dann bewusst eine Weise des Erd-Dienens aktivieren, das kann Kreise ziehen und Wellen der Veränderung stärken. Jede Weise des Erd-Dienens hat seine Zeit, seinen Ort, seine Kraft.
„La tierra, ánima viviente“, heißt es in dem Gebet, das die Gesamtkomposition des Priscillian-Kodex abschließt und das die Herzen der Menschen damals unmittelbar berührte. Diese lebendige Erde ruft uns. Es ist die physische Erde, die subtile Erdseele, die kausale Lichterde, GAIA ruft uns.
Alle Weisen des Erd-Dienens wertschätzen und bündeln und die subtilen und kausalen Grade des Aufwachens einbeziehen, das ist eine wahrlich alchemistische Herangehensweise: Erd-Dienende sein. SEIN lassen statt seinlassen; Nicht-Tun statt nichts tun. Aus der Ruhe kommendes bewusstes Handeln oder Nichthandeln lässt Raum für ein Wirkenlassen, für ein Einfließen und Ausdehnen des Lichts.
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