Das Interesse für die Kelten erlebt in Asturien einen enormen Aufschwung.
Sogenannte keltische Traditionen, Symbole, Musik, Architektur, Mythologie, Heilweisen, Kräuterkunde, Magie und die Anderswelt scheinen eine neue Faszination auszuüben.
Tourismusläden sind voll mit neukeltischen Produkten, die Namen und Einrichtungen vieler Kneipen der Altstadt in Oviedo knüpfen an keltische Traditionen an. Bücher über die Kelten werden zu Bestsellern.
Der Begriff Kelten ist eine Sammelbezeichnung für keltisch sprechende Völker in Europa. Keltische Völker besiedelten etwa zwischen dem 10. und 5. Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung das Gebiet
des heutigen Asturien. Ihnen wird bis heute ein prägender Einfluss auf Kunst und Kultur in Asturien zugeschrieben. Doch einige dieser Zuschreibungen könnten ebenso auf die Britonen und auch
auf andere Zuwanderer bezogen werden, die den Nordwesten der Iberischen Halbinsel besiedelten. Teil des Königreichs der Sueven in Galicien und Asturien war Britonia. Im späten 5. und im 6. Jh. n.
Chr. fand hier ein Teil der britonisch-keltischen Bevölkerung eine neue Heimat.
"Keltische Spuren" finden sich in Asturien insbesondere in der Sprache, in den Namen von Orten und Landschaften, in der Architektur der befestigten Siedlungen, den sogenannten Castros, im Kunsthandwerk, in der sozialen Organisation und den Festen, in der Tradition der keltischen Glaubenswelt, in der Mythologie Asturiens, in der weiten Verbreitung der Eiben und in der Musik.
Über die historischen keltischen Völker in Asturien ist wenig bekannt. Die Wahrnehmung der sagenumwobenen Keltenzeit gibt vielmehr Auskunft über die Bedürfnisse und Sehnsüchte der Menschen im 21. Jahrhundert.
Die Kelten werden je nach Blickwinkel unterschiedlich wahrgenommen: Einige heben die naturnahen Rituale der Kelten hervor, andere finden die Ahnen- und Geisterkulte der Kelten interessant oder interessieren sich für die keltische Religion und die Druiden. Spirituelle Aspekte der Kelten und die damit zusammenhängende Naturverbundenheit der Kelten stoßen in Asturien ebenfalls auf besonderes Interesse. Dann ist da noch die Faszination der Kelten als heldenhafte Kämpfer oder als Meister der Eisenverarbeitung.
Alle diese Sichtweisen mögen ihre Berechtigung haben. Sie lassen die Kelten in einem jeweils anderen Licht erscheinen.
Die legendären Asturcones, kleinwüchsige Pferde mit langer Mähne, bewohnen schon seit Urzeiten die Berge Asturiens.
Sie scheinen einer märchenhaften Phantasiewelt entsprungen zu sein.
Die Kelten schätzten die Asturcones als treue Begleiter durch die kantabrische Bergwelt. Für das Volk der Astures waren Asturcones heilige Tiere. In Vollmondnächten wurden sie den Göttern geopfert. Das Blut galt als kräftestärkendes Elixier und wurde getrunken. Das Herz wurde gegessen, um damit die Fähigkeiten und Kräfte des Tieres auf den Menschen zu übertragen.
Die Sierra del Sueve ist einer der letzten Zufluchtsstätten des Asturcón, von dem schon die römischen Chronisten mit Bewunderung sprachen.
Kraftvoll, schnell und wendig bewegen sich die Asturcones mit einer den steilen Hängen angepassten Gangart in Freiheit durch die Sierra del Sueve.
Asturcones werden auch als Asturier oder Asturcon-Ponys bezeichnet. Eine enge Verwandtschaft besteht mit dem galicischen Pony, das jedoch ausgestorben ist. Das Asturcón-Pony hat bisher überlebt, war allerdings bis vor einigen Jahren stark vom Aussterben bedroht. Seit den 1980er Jahren wurden Maßnahmen zum Erhalt dieser legendären keltischen Pferderasse eingeleitet.
In Asturien finden sich zahlreiche befestigte Siedlungen aus der Zeit der Kelten. Diese sogenannten "Castros" sind festungsartige Dörfer, die zumeist an Orten errichtet wurden, die einen strategisch guten Ausblick auf das Umland ermöglichten. Oftmals wurden sie auf zum Meer abfallenden Anhöhen errichtet. Die Castros sind kulturelle Ausprägungen der ausgehenden Bronzezeit und der Eisenzeit. Die Grundmauern werden zumeist auf das 10. bis 5. Jahrhundert v. Chr. datiert, also auf die Zeit der Einwanderung keltischer Völker. Die Römer übernahmen einige der Siedlungen und zum Teil waren die Dörfer bis ins Mittelalter bewohnt.
Viele der Reste von befestigten Siedlungen und Burganlagen aus keltischer Zeit bis hinein ins Mittelalter warten in Asturien darauf, vor der endgültigen Zerstörung bewahrt zu bleiben. ArqueoAstur ist eine private Initiative, die ihren Beitrag dazu leistet.
Viele archäologische Funde wurden in und um die etwa 400 bisher identifizierten keltischen Dörfer gemacht. Einige der Funde sind im archäologischen Museum in Oviedo zu sehen.
Eine gut erhaltene eisenzeitliche Rundbausiedlung, das Castro de Coaña, liegt im Westen Asturiens nahe der Stadt Navia:
Die "Música Celta" gehört zu den populärsten Musikrichtungen in Asturien.
Die Wurzeln reichen zurück bis in die Zeit der keltischen Völker, bei denen Musik und Tanz eine wichtige Rolle spielten. Die Musik war bei den Kelten eine heilige Kunst, die auch der Anrufung geistiger Welten diente.
Es ist schwierig nachzuempfinden, wie sich "keltische Musik" tatsächlich anhörte. Das, was heute als "Música Celta" einen wahren Boom erlebt, ist eine Neuinterpretation traditioneller Musik in Regionen, die von keltischen Traditionen inspiriert sind. Dazu gehören die Bretagne, Schottland, Irland, Cornwall, Wales, die Insel Man, sowie die spanischen Regionen Galicien und Asturien.
Inter-Keltische Festivals mit Musikgruppen aus diesen Regionen haben seit den 1970er Jahren einen großen Erfolg. Es sind auserlesene Feste mit traditioneller und moderner Musik neukeltischen Ursprungs.
Bei den inter-keltischen Festivals stehen traditionelle Tänze und Konzerte traditioneller Musik mit den typischen Instrumenten jeder Region auf dem Programm. Die bretonische Cornemuse, die spanische Gaita, die keltische Harfe, oder die uillean-pipe irischen Ursprungs.
Die inter-keltischen Verbindungen zwischen atlantischen Regionen in Europa gründen auf politischen Gemeinsamkeiten. Wie die Bretagne, Schottland, Irland, Cornwall, Wales, die Insel Man, sind auch die spanischen Regionen Galicien und Asturien Randgebiete, die sich gegen die kulturelle Hegemonie einer starken Zentralmacht wenden mussten. Zur Zeit der Franco-Diktatur waren die Regionalkulturen unter Druck geraten, nicht zuletzt weil Asturien im spanischen Bürgerkrieg ein Zentrum der Republikaner war.
Nach Francos Tod im Jahre 1975 gab es in ganz Asturien nur noch rund 20 Gaita-Spieler. Dank des danach auch in Spanien einsetzenden Folk-Booms stieg die Zahl der Spieler schnell auf heute über 3000 an. Auch José Angel Hevia begann 1977 mit Gaita-Unterricht. Hevia gründete 1986 die erste asturische Folkgruppe, die eine "Gaita" einsetzte. Früher war dieser asturische Dudelsack ein Solo-Instrument. Die typische asturische Tanzbegleitung war ein Gaita-Duo mit einem Trommler. Hevia entwickelte die asturische Gaita weiter. Ergebnis ist der elektronische Dudelsack, mit dem Hevia seine musikalischen Welterfolge feiert.